
Zwischen Applaus und Aufnahme

Wenn Stille zur Bühne wird
Der tosende Beifall lag mir noch in den Ohren, das Adrenalin wirkte noch einige Tage – und vor allem Nächte – nach. Die Auftritte vor gut tausend Leuten zündeten einen Turbo in mir, der meine Wahrnehmung in neue Sphären katapultierte. Auch nach mehreren Shows ließ dieses Gefühl nicht nach, viel zu weit war ich noch von so etwas wie Routine entfernt – zum Glück.
Ich weiß noch genau, wie ich nur wenige Tage nach einer Performance meinen ersten Termin in einem Tonstudio hatte. Der Chef einer Werbeagentur hatte mich für einen Spot engagiert. Ich hatte davor ein Einzelsprechtraining bei einer Top-Sprecherin absolviert, also war es an der Zeit, meinen zukünftigen Arbeitsplatz kennenzulernen.
Und plötzlich stand ich da – in einer Welt, die mit der Bühne rein gar nichts gemeinsam hatte. Statt Energie und Lautstärke herrschte beinahe andächtige Ruhe. Der Raum roch neutral, fast steril. Überall blinkten Lichter, Knöpfe, Anzeigen. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was wofür gut war.
Dann kamen die ersten Anweisungen: Abstand zum Mikro, Sprechrichtung, Intensität, Atmung – Dinge, die auf der Bühne einfach passieren, aber im Studio messbar, hörbar, gnadenlos ehrlich wurden. Jede kleine Unsicherheit machte sich sofort bemerkbar. Ich erinnere mich an meine eigene Stimme, wie sie plötzlich fremd klang, fast so, als würde sie mir sagen: "Willkommen in der Realität."
Mit jedem Take wurde mir klarer, dass dieser Ort etwas mit mir machte. Keine Show, kein Publikum, kein Applaus. Nur ich, ein Mikrofon – und die Frage, ob ich gut genug war, ohne äußere Energie zu funktionieren. Genau dieser Moment blieb hängen. Ein Schritt, der leiser war als jeder meiner Auftritte, aber viel tiefer ging.
Und vielleicht war es genau dieser Schritt, der irgendwann dazu geführt hat, dass ich heute in meinem eigenen kleinen Studio stehe. Ein Raum, der inzwischen mehr über mich erzählt als jede Bühne zuvor. Ein Raum, in dem ich mir selbst reichen muss – und es kann.
Und genau deswegen musste ich irgendwann auch lernen, mich selbst nicht ganz so ernst zu nehmen. Wer von der Bühne ins Studio stolpert (und anders kann man es anfangs nicht nennen), macht automatisch Dinge, über die man später einfach lachen muss. Man verwechselt Knöpfe mit Funktionen, die man gar nicht braucht, spricht in Richtungen, die kein Mikro jemals vorgesehen hat, und wirkt manchmal wie ein Tourist im eigenen Beruf.
Also habe ich beschlossen, genau dieses Gefühl einzufangen – die Unsicherheit, das Staunen, den kleinen Kontrollverlust, aber auch die Freude daran, wenn man einfach mal loslässt und nicht perfekt sein muss.
Video coming soon
Darum ist mein Video auch bewusst etwas humorvoller geworden. Ein Augenzwinkern an mein früheres Ich, das dachte, es sei unerschütterlich. Und eine kleine Erinnerung daran, dass es immer besser läuft, wenn man zwischendurch lacht – vor allem über sich selbst.
Und genau so ist aus all den kleinen Missgeschicken eine Geschichte geworden, die heute im Video weiterlebt – ohne Anspruch auf Perfektion, aber mit jeder Menge Wahrheit.